Archiv der Kategorie: Abenteuer

Anne Rice – Die Mumie oder Ramses der Verdammte

Agile Mumien, dynamische Grufties

Die Mumifizierung des Abendlandes hat längst begonnen. Erst war da Stephen Sommers‘ Remake des Boris-Karloff-Klassikers „Die Mumie“ von anno Asbach, dann kam nach dem Riesenerfolg des Grabräuber-Spektakels die unvermeidliche Fortsetzung (und anschließend noch eine von 2004).

Doch vor Sommers sorgte bereits Vampirexpertin Anne Rice („Interview mit einem Vampir„) mit diesem Roman für erhöhtes Interesse an verstaubten Herrschaften der gruftigsten Dynastien. Ramses, der größten Pharaonen einer, spielt diesmal den Untoten und – wie könnte es anders sein? – ein hübsche Britin im heiratsfähigsten Alter ist sein willfähriges Opfer. Was soll da nur aus England werden, fragt man sich bang. Doch der Reihe nach.

Handlung
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Carr, Caleb – Täuschung, Die

_Jules Verne im Cyberspace_

Eine Kombination aus digitalem Cyberpunk, Zukunftsstory und einer Abenteuergeschichte wie aus dem 19. Jahrhundert – so verwirrend präsentiert sich Caleb Carrs Buch „Die Täuschung“. Doch keine Angst: Die Story ist einigermaßen spannend und ideenreich.

_Handlung_

|1) Der Beginn|

New York City im Jahr 2026: Dem berühmten Kriminalpsychologen Dr. Gideon Wolfe – der uns all dies in Afrika sitzend im Rückblick erzählt – wird eine manipulierte Disk zugespielt, die eine weltberühmte Video-Szene zeigt: den Mord an der amerikanischen Präsidentin.

Allerdings ist Wolfe verblüfft, dass hier nicht der allseits bekannte und schon verurteilte Täter aus Afghanistan zu sehen ist, sondern ein Chinese. Als Wolfe seinem besten Freund, einem Ex-Polizisten, die Disk zur Untersuchung anvertraut, wird dieser mit einer unbekannten Waffe erschossen: Von ihm sind nur noch winzige Teile übrig. Die Spur der Bluttat führt zu Eli Kuperman, einem inhaftierten Anthropologen, den Wolfe sofort aufsucht. Kuperman wurde dafür eingebuchtet, dass er in Florida an Ausgrabungsstätten herumgedoktert hatte, wie es hieß.

|2) Die Verschwörer|

Doch dieser Anthropologe hat offenbar mächtige Freunde: Er und Wolfe werden bei einem abenteuerlichen Überfall auf das Hochsicherheitsgefängnis befreit. Ein seltsames Fahrzeug nimmt die beiden auf, das zuerst auf den Meeresgrund taucht und sie dann in die Stratosphäre transportiert – eine Art „U-2000“ aus japanischen Science-Fiction-Filmen oder Mangas, das sich in jedem Medium bewegen kann. Natürlich ist bis obenhin vollgestopft mit Elektronik und hypermodernen Waffensystemen, die es mit Leichtigkeit mit der amerikanischen Luftwaffe aufnehmen können.

Die an Bord dieses Schiffes lebenden Menschen sind weitaus interessanter, denn ihnen wird sich Dr. Wolfe anschließen. Es sind sieben der besten Wissenschaftler der Welt, dazu ein waschechter General. Sie unterstehen der Führung des genmanipulierten Marc Tressalian und seiner ebenso behandelten Schwester Larissa. Die silberhaarigen Geschwister sind die Kinder des Hightech-Unternehmers Tressalian, der das satellitengestützte 4-Gigabyte-Internet entwickelte, besaß und in Betrieb nahm. Klar, dass die beiden, nachdem sie Vater und Mutter für das Verbrechen der Genmanipulation umgebracht haben, nun über ausgezeichnete Abhör- und Datenmanipulationsmöglichkeiten verfügen. – Wenn die beiden Kapitän Nemo sind, dann ist ihr Superschiff die „Nautilus“.

Denn das Internet ist nach mehreren Wirtschaftszusammenbrüchen zum beherrschenden Kommunikationsmedium geworden: eine digitale Sphäre, die die gesamte Nordhalbkugel in ihrem Klammergriff hält: Was hier geschieht, bestimmt die Sicht der Menschen auf die Wirklichkeit. Und wer nicht ans Netz angeschlossen ist, lebt im zurückgebliebenen Analog-Gürtel südlich davon. Analog: ein anderes Wort für Mittelalter und Barbarei.

Doch Marc Tressalian ist keineswegs ein gieriger Nutznießer seines Monopols. Vielmehr ist es ihm ein Herzensanliegen, seine Mission, die Menschen darüber aufzuklären, wie sehr sie vom Netz manipuliert, belogen und getäuscht werden. Seine Wissenschaftler haben beispielsweise die genannte Disk produziert, um die Medien hinters Licht zu führen. Dummerweise kann die Lüge, selbst einmal enthüllt, nicht mehr zurückgenommen werden: Die Medien und die Mächtigen dahinter würden sich blamieren. Und so kommt es, dass die USA Afghanistan bombardieren. (Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?)

|3) Die Entgleisung|

„Der Pfad zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert“, heißt es. Dr. Wolfe hat die Disk verloren und sie ist einem Mitarbeiter des Mossad, des israelischen Geheimdienstes, in die Hände gefallen. Wie man im Schiff anhand des Disk-Originals herausfindet, enthält sie zwei manipulierte Videos: eines von dem Attentat auf die US-Präsidentin, das andere zeigt Josef Stalin 1938 im deutschen Konzentrationslager Dachau!

Man kann sich leicht ausmalen, wie ein fanatischer Israeli, dessen Familie im Holocaust vernichtet wurde, angesichts eines lächelnden Stalin in Dachau fühlt. Leider hinken Tressalian und seine Leute stets einen Schritt hinter dem Agenten hinterher, so dass sie zwar herausbekommen, dass er Plutonium geraubt und eine französische Mini-Atombombe gekauft hat, aber sie können ihn nicht aufhalten. Selbst als sie ihn in Malaysia aufstöbern, entkommt er mit einem Stealth-Bomber. Können sie ihn aufhalten, bevor er die Welt in einen Krieg stürzt?

_Mein Eindruck_

Der Autor von historischen Thrillern wie „Engel der Finsternis“ und „Die Einkreisung“ hat sich diesmal auf das Terrain der Science-Fiction gewagt, um einen klassischen Agententhrillern zu erzählen. Der Verlag will uns zwar weismachen, dies sei so etwas wie „The Matrix“ oder „Das Netz“, aber wie ich oben schon andeute, kommt sich der Leser angesichts dieser Räuberpistole vor wie in einem Roman von Jules Verne oder in einem japanischen Manga. Des Öfteren traten Momente von Moorcock’scher Geschichtsklitterung auf, und Superagent Jerry Cornelius (= Tressalian/Wolfe) mittendrin.

Die Coolness von „Matrix“ fehlt völlig. Vielmehr befleißigt sich der Autor der humanistischen Mitgefühlsmoral des 19. Jahrhunderts (die nicht die schlechteste ist). Und hier sind wir wieder bei Onkel Jules und Sherlock. Der einzige moderne Faktor sind die digitalen Daten, moderne Waffen – wohingegen uns die alten korrupten Politsysteme und selbsternannten Kriegsherren nerven.

Natürlich ist Tressalians Effekt von Täuschung, Entlarvung und Belehrung des Menschengeschlechts zum Scheitern verurteilt. Und angesichts dessen, wozu dies führt, steigt Dr. Wolfe auch aus. Doch uns hilft Zynismus nicht: Er ist nur das Eingeständnis der Niederlage, dass wir die Welt nicht verbessern können, selbst wenn wir es mit den mächtigsten Mitteln bewerkstelligen könnten.

Der Originaltitel „Killing Time“ bezieht sich auf die Geheimwaffe, die Tressalian als Trumpf in der Hinterhand hat. Und hier lässt wiederum H. G. Wells grüßen – damit hätten wir die drei besten Schreiber von Abenteuergeschichten des ausgehenden 19. Jahrhunderts beisammen: Arthur Conan Doyle (Sherlock Holmes), Jules Verne (Kapitän Nemo) und Wells. Und so kommt es, dass uns die Pointe, die uns eigentlich überraschen sollte, in all unseren Erwartungen bestätigt.

_Fazit_

Spannend erzählt, doch zuweilen schrecklich vorhersehbar. Stellenweise gute Actionszenen wechseln sich mit langen Dialogen über Ethik und Moral ab. Die Protagonisten, allen voran die schrecklichen Zwillinge, sind gut ausgedacht und skizziert, besonders in der Liebesbeziehung Dr. Wolfes zu Larissa. Dennoch gehorcht der Roman den Gesetzen seines Genres: Abenteuer zuerst, dann die Philosophie und Psychologie. Immerhin kommt der ironische Humor nicht zu kurz, so dass sich der Roman selbst nicht allzu ernst nimmt. Wer aber die Cornelius- und Zeitnomaden-Romane Michael Moorcocks kennt, wird auch davon schon Besseres gelesen haben.

|Originaltitel: Killing Time, 2000
Aus dem US-Englischen übertragen von Peter Robert|

McGregor, Elizabeth – Eiskind, Das

Das Schicksal eines an einer Knochenmarkskrankheit leidenden Kindes ist auf vielschichtige Weise mit dem Schicksal der verhängnisvollen Expedition John Franklins verknüpft, der 1845 bis 1848 die Nordwestpassage durch die Arktis suchte. Ein spannender und sehr bewegender Roman, der Geschichtsdoku und Schicksalsdrama kombiniert.

_Die Autorin_

Elizabeth McGregor wurde in Warwickshire, Südwestengland, geboren und lebt heute mit ihrer Tochter in Dorchester. Für „Das Eiskind“ recherchierte sie u. a. am „Scott Polar Research Institute“ in Cambridge. Für ihre Kurzgeschichten und ihre psychologischen Krimis wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

_Handlung_

Der Roman besteht aus drei Erzählsträngen. In der Gegenwart stehen eine junge Journalistin, ein Archäologe und eine Eisbärin im Vordergrund. Dazwischengeschaltet sind längere Rückblenden auf die Jahre 1845 bis 1848, auf die verhängnisvolle Expedition John Franklins, die die Nordwestpassage erschließen sollte und im Eis spurlos verschwand.

Doch zunächst zur Gegenwart. Die englische Journalistin Jo Harper, 27 Jahre jung, hätte es beinahe abgelehnt, eine Reportage über einen der berühmtesten Archäologen, den Briten Douglas Marshall, zu schreiben. Er hat sich gerade in Grönland das Bein gebrochen. Auf einem Kriegsschiff, das ihn zurückbringt, begegnen sich Jo und Doug zum ersten Mal. Ihre Reportage macht ihn noch bekannter.

Er arbeitet seit Jahren an einem Forschungsprojekt über die legendäre Franklin-Expedition. In der Zeit seiner Genesung lernen sie sich näher kennen. Er steht kurz vor der Scheidung von seiner Frau Alicia, von der er schon fünf Jahre getrennt lebt. Nicht alles steht zum Besten in der Familie Marshall. Auch sein Sohn John, der sich ebenfalls für die Franklin-Expedition interessiert, lehnt Doug ab – er will ihn nämlich übertrumpfen und so dafür bestrafen, dass er ihn als Kind ständig vernächlässigte.

Als Jo von Doug ein Kind erwartet, wollen die beiden heiraten, doch bei dem Versuch, sich am Hochzeitstag auf Jos Bitte hin mit John zu versöhnen, geraten die beiden Männer auf die eisglatte Straße, auf der ein junger Autofahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen kann.

John überlebt, doch sein Vater nicht. Jos Kind Sam wächst als Halbwaise auf. Er ist ihr Trost in ihrem Unglück, bis sich herausstellt, dass Sam unheilbar krank ist (es gab schon früh im Buch Verweise auf Leukämie). Und dass sein Halbbruder John seine einzige Rettung sein könnte.

Doch John weilt im ewigen Eis: auf den Spuren der Franklin-Expedition, denn er will um jeden Preis die ehrgeizige Mission seines Vaters erfüllen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem nicht nur Sam, sondern auch John sein Leben verlieren könnte …

Kurze Einschübe erzählen vom Leben einer bemerkenswerten Eisbärin, die von den Fotografen und Biologin schlicht „Die Schwimmerin“ genannt wird: Sie schwimmt eben gut. Aber nicht blindlings kreuz und quer durch die Arktis. Sie folgt den Spuren der Franklin-Expedition.

Und so wird die Bärin zum Bindeglied zu der dritten Erzählebene: die Schilderung des verhängnisvollen Verlaufs jener zunächst stolzen viktorianischen Expedition, die die Nordwestpassage nach Indien finden sollte, mit zwei modernen dampfgetriebenen Schiffen und 129 Männern an Bord. Wir verfolgen die Fahrt ins Ungewisse mit den Augen des jungen Matrosen Augustus Peterman und Käptn Croziers von der „Terror“.

Doch als sich im ersten Winter zu spät herausstellt, dass die Dosennahrung verdorben ist und die Männer sowohl an Tuberkulose wie auch an Bleivergiftung sterben, kommt noch eine schwere Fehlentscheidung John Franklins hinzu: Er steuert seine zwei Schiffe „Terror“ (= Schrecken) und „Erebus“ (= Dunkelheit) mitten ins dickste Packeis. Die zweite Überwinterung im ewigen Eis fordert schwere Opfer.

Nachdem Franklin an Bleivergiftung und Botulismus gestorben ist, machen sich die Überlebenden unter Käptn Crozier auf in Richtung Süden, um zu den Forts der Hudson Bay Company zu gelangen. Es wird ein Todesmarsch, von dem keiner mehr zurückkehrt.

_Mein Eindruck_

In diesem vielschichtigen Roman kombiniert die Autorin auf gewagte Weise gut recherchierte Geschichtsdokumentation mit tränenschwangerer Seifenoper. In der Ausführung dieser heftigen Mischung schrammt sie ganz knapp am Schiffbruch vorbei (ein recht passendes Bild, wie mir scheint). Ob man das menschliche Drama um Jo Harper akzeptiert und nacherlebt, hängt ganz davon ab, ob der Leser oder die Leserin selbst schon Kinder hat oder nicht.

|Ein Geflecht von Parallelen|

Es geht um nichts Geringeres, als zu zeigen, wozu Menschen – und Eisbären – in ihrem Kampf ums Überleben imstande und bereit sind. Alle Figuren sind in diesem thematischen Bezugsrahmen durch ein dichtes Geflecht von Parallelen, Querverweisen und symbolischen Analogien miteinander verbunden.

Jo Harper kämpft um ihren kleinen Sohn Sam, der an aplastischer Anämie, einer Knochenmarkskrankheit, leidet. Zehntausende Menschen teilen sein Schicksal, und die Autorin hat zwei entsprechende Familien besucht und mit ihnen gesprochen. Wie verträglich transplantiertes Knochenmark ist, hängt davon, wie eng verwandt die DNS von Spender und Empfänger ist. Sams idealer Spender ist John Marshall, der ist auf eine Selbstmordmission in die Arktis aufgebrochen. Die Erzählung schildert detailliert, kenntnisreich und sehr anrührend, wie Jos Kampf in der Realität aussieht und was John dazu getrieben hat, in die „weiße Wüste“ zu ziehen.

Jo findet ihre Entsprechung in der Eisbärin. Die Schwimmerin zieht zwei Junge auf und verteidigt sie gegen hungrige Männchen und zudringliche Menschen mit ihrem Leben. Ihr Lebens-Lauf führt sie direkt mit John Marshall zusammen, wobei er fast unter ihrer Attacke stirbt.

Der Überlebenskampf und Lebens-Lauf der Bärin findet seine Entsprechung in der unglücklichen Expedition John Franklins und dem anschließenden Todesmarsch der Überlebenden. Dabei ähnelt die geistig-moralische Haltung von Männern wie Peterman und Crozier, die gegen innere Krankheiten ebenso ankämpfen wie äußere Gefahren (Kälte, Eis, Wind), der Haltung Jo Harpers: Es ist unter anderem auch der Kampf gegen die Versuchung, einfach aufzugeben.

Das Einzige, was die Menschen von diesem Schritt abhält, ist der winzige Funke Hoffnung, der „letzte Strohhalm“, dass es noch Rettung geben könnte. Für Jo besteht dieser Strohhalm darin, den verschwundenen John Marshall zu finden, für die Männer der „Terror“ darin, überhaupt Menschen zu finden. Sie finden durchaus zweimal „Esquimaux“, doch beim ersten Mal vertreibt ein Gewehrschuss die Inuit, und beim zweiten Mal verschreckt der Anblick der unter Skorbut leidenden Überlebenden die zur Hilfe bereiten Eingeborenen.

|Anteilnahme oder lieber doch nicht?|

In dieser ungewönlichen Kombination aus Geschichtsdoku und Schicksalsdrama hat mir als Nicht-Elter eindeutig die fiktionale Dokumentation weitaus besser gefallen. Denn angesichts der herzzerreißenden Szenen, die in Sams Krankenzimmer etc. stattfinden, kann man sich nicht auf einen Beobachterposten zurückziehen. Entweder nimmt man an diesem Schicksalsdrama voll teil – und das können Eltern wohl nachvollziehen – oder man zieht sich voll Unbehagen davon zurück. Das ist natürlich leichter gesagt als getan.

In jedem Fall aber will man gegen Schluss wissen, wie die Geschichte ausgeht, und hier macht die Erzählerin ihre Sache einigermaßen gut. Lediglich das Hinundherspringen zwischen allen drei Handlungsebenen könnte etwas nerven.

|Die Karte|

Im Buch eine Landkarte abgedruckt: Sie zeigt das polare Gebiet, in dem die Franklin-Expedition strandete und wo auch fast John Marshall gestorben wäre. Der dokumentierte Weg ist ebenso eingezeichnet wie auch der von der Autorin vermutete und fiktional untermauerte Weg.

Leider weist die Karte weder einen Maßstab noch ein Längenmaß auf, noch ist eine Himmelsrichtung eingezeichnet. Wir müssen einfach mal annehmen, dass „oben“ Norden ist. Welche Ausmaße die Landmassen und Strecken haben, kann man hingegen nur aus dem Text ableiten. Eine recht amateurhafte Arbeit, diese Karte.

_Unterm Strich_

Es ist nicht einfach, einem Buch, das in der Rezeption in so hohem Maße auf die individuelle Lesererfahrung angewiesen ist, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wer für Schicksalsdramen à la „Das Lazaruskind“ oder „Lorenzos Öl“ etwas übrig hat, wird von den entsprechenden Szenen, die zuhauf vorkommen, zu Recht bewegt sein.

Wer sich lieber an historisch verbürgte Tatsachen hält, die von der Autorin fiktional weiterentwickelt wurden, der wird in der Geschichtsdoku über die Franklin-Expedition größere Befriedigung seiner Leserneugier finden. Als Bindeglied hat die Autorin einen Schuss Mystik, man könnte auch sagen: Metaphysik, eingefügt.

|Zum Titel|

Es gibt eine ganze Reihe von „Eiskindern“ in diesem Buch. Da wäre natürlich einmal Sam, der Sohn eines Grönlandforschers. Und da wäre sein Halbbruder John, der im Eis fast umkommt, als er die Mission seines Vaters zu erfüllen sucht. Und da ist Gus Peterman, der junge Matrose von der „Terror“, der – vermutlich – im Eis umkam (Peterman ist eine erfundene Gestalt). Und da gibt es die Jungen der Eisbärin. Allesamt machen sie die Bedeutung dieser polaren Region für den Rest der Welt deutlich.

Zum Abschluss des Buches kann man sich zwecks Entspannung eine deutsche New-Wave-Platte gönnen: „Ich möchte ein Eisbär sein … am kalten Polar …“

|Originaltitel: The Ice Child, 2001
Aus dem Englischen übersetzt von Gloria Ernst|

Conn Iggulden – Imperator: Die Götter des Krieges (Imperator 4)


Julius Caesar überschreitet den Rubikon

Rom im ersten Jahrhundert vor Christus: Die Nachricht, dass Julius Cäsar mit seinen Legionen den Rubikon überschritten hat, löst in Rom Panik aus. Der Diktator Pompeius weiß, dass er Cäsars Truppen nichts entgegenzusetzen hat – und setzt sich mit dem Senat nach Griechenland ab. Und so gerät der Einmarsch des jungen Feldherrn in Rom zur Machtdemonstration, seine Wahl zum Konsul zum grandiosen Triumph. Doch dass Cäsar den geschickten Politiker Markus Antonius zum zweiten Konsul macht, trifft einen bis ins Mark: seinen alten, loyalen Freund Brutus! Und so trifft der verbitterte Brutus eine einsame Entscheidung, die den Lauf der Weltgeschichte verändern soll … (Verlagsinfo)

Dieser Bericht beruht auf der Originalausgabe in der Taschenbuch-Edition.

Der Autor

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Robert B. Parker – Appaloosa (Cole & Hitch 1)

Western-Klischees gegen den Strich gebürstet

Der Farmer Bragg mischt gemeinsam mit seinen Anhängern das Städtchen Appaloosa gehörig auf, sie verbreiten Angst und Schrecken. Die Gesetzeshüter Virgil Cole und Everett Hitch werden gerufen um den Frieden wiederherzustellen. Ein bitterer Kampf beginnt, denn Bragg geht über Leichen, um das Dorf in seinen Besitz zu bringen. Mit der Ankunft der schönen Witwe Allie French verkompliziert sich die Lage. Sie zieht Cole und Hitch in ihren Bann, die Männerfreundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. (Verlagsinfo)

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Thomas Thiemeyer – Korona


Durch nebelverhangene Berge im Herzen Afrikas in eine andere Welt

Im legendenumwitterten Hochgebirge Ugandas, wo Gletscher unter der Äquatorsonne leuchten, beginnt für die Gorillaforscherin Amy Walker ein Abenteuer, das ihre kühnsten Träume übersteigt. Bei einer Expedition stößt ihre Forschergruppe auf die Ruinen einer versunkenen Hochkultur. Die Sensation wäre perfekt, gäbe es da nicht Phänomene, die die nüchterne Biologin an ihrem Verstand zweifeln lassen: Die Naturgesetze scheinen außer Kraft, die Sonne spielt verrückt. Und bald kann sich Amy der Wahrheit nicht mehr verschließen: Ihr Team hat das Portal zu einer fremden Dimension durchschritten, und für die Rückkehr ist es längst zu spät … (Verlagsinfo)
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Jack London – Lockruf des Goldes

Die Handlung:

Elam „Burning Daylight“ Harnish ist einer der härtesten Kerle unter den Goldsuchern in Alaska. Sein Riecher für die richtigen Stellen zum Graben und sein Geschäftssinn lassen ihn reich, aber auch korrupt werden. In der großen Stadt lernt er, unter den Finanzhaien zu schwimmen, und verliebt sich gerade hier zum ersten Mal in seinem Leben. Wird die Liebe den alten Harnish in ihm zurückbringen?

Mein Eindruck:

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, die alle ihren eigenen Charme besitzen, weil sie eigentlich aus drei unterschiedlichen Genres stammen.

Teil eins

Hier wird der harte Kerl, der Goldsucher „Burning Daylight“, beschrieben, der seinen Spitznamen daher hat, dass er seine Mitstreiter mit dem Ausruf: „Burning Daylight!“ zu wecken pflegt. Der Leser erfährt, wie sehr Harnish dem Glücksspiel verfallen ist, das ihn nicht nur sein Vermögen kostet, sondern auch fast das Leben. Er ist ein harter Hund, der fest an sich und seine Überzeugungen glaubt. Und als er, seinem Riecher folgend, am Klondike River seine Claims absteckt, wird er schnell reich.

Teil zwei

Jetzt zieht es ihn in die große Stadt, und nachdem ihm drei „Finanzexperten“ in New York sein Vermögen abgenommen haben, verändert sich sein Wesen, nachdem er seine Lektion gelernt hat. Er geht nach San Francisco und wird mit seinem Riecher für Geschäfte und die richtigen Investitionen in die Zukunft wieder sehr reich. Aber er verändert sich, wird hartherzig, legt an Gewicht zu und hat nur noch wenig gemein mit dem Mann, der er einmal gewesen ist.

Teil drei

Dann verliebt er sich zum ersten Mal in seinem Leben (im zarten Alter von 36 Jahren) in seine Sekretärin, die aber nichts von ihm wissen will, da er nur in sein Geld verliebt zu sein scheint. Er erkennt, dass sie Recht hat, lässt das Geschäft und die Großstadt hinter sich und zieht mit ihr auf eine Ranch. Happy End.

Und was lernen wir daraus?

„Geld verdirbt den Charakter“. So hätte man Jack Londons erfolgreichen Roman auch zusammenfassen können. Vom sympathischen, harten Kerl, der, wenn er etwas anpackt, es auch richtig machen will, über den reichen, geldgierigen und unnachgiebigen Geldsammler bis hin zum Geläuterten, erlebt der Leser die Stationen des Lebens von „Burning Daylight“.

Zwar wird sich der Leser eher weniger mit einem Goldsucher identifizieren können, der in Alaska Ende des 19. Jahrhunderts gelebt hat, aber die Veränderungen seiner Charakterzüge lassen sich auf jede Zeit und jede Gegend der Welt übertragen. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, warum das Buch nicht nur zu Londons Lebzeiten sehr erfolgreich war. Auch heute noch sagt vielen zumindest der Titel etwas.

Die Rechtschreibung

Die Vorlage für diese Neuausgabe stammt aus dem Jahr 1973. Dementsprechend ist auch dieses Buch, wie auch schon die Vorgänger der „Abenteuer“-Serie des Verlages, nicht auf dem aktuellen Stand der deutschen Rechtschreibung.

Der Anhang

Im Nachwort interpretiert Sebastian Domsch den Roman und schildert die zeitlichen Hintergründe der Geschichte und Vorbilder des Protagonisten. Außerdem gibt es für den Leser noch ein paar interessante Informationen zu Jack London, die nicht in der nachfolgenden Zeittafel zu Leben und Werk Londons zu finden sind.

Mein Fazit:

Drei Bücher zum Preis von einem. Goldrausch-Abenteuer, Finanzgeschichte und Liebesgeschichte. Von jedem genug, um eine interessante Lebensgeschichte zu erzählen. „Lockruf des Goldes“ ist besonders für Film und Fernsehen geeignet und wird immer mal wieder gezeigt und umgesetzt.

Ein amerikanischer Klassiker, der diesen Titel zu Recht trägt und 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung immer noch spannend, gemein und romantisch ist.

Die „Klassiker der Abenteuerliteratur„:

Dieses war das letzte Buch der kleinen und feinen Reihe, die bei dtv als Neuausgabe im Laufe dieses Jahres (2010) erschienen ist. Fraglich ist, wen sich der Verlag als Käufer vorgestellt hat und wen er mit teilweise jahrzehntealten Übersetzungen in der veralteten deutschen Rechtschreibung zum Kauf überreden möchte. Die durchaus interessanten Anhänge und Zeittafeln reichen da sicherlich nicht aus.

Auch fehlen mir in der Reihe Klassiker wie „Moby Dick“, „Gullivers Reisen“ und „Die drei Musketiere“, um jetzt nur die zu nennen, die mir in diesem Moment in den Kopf kommen.

Taschenbuch: 256 Seiten
Originaltitel: Burning Daylight (1910)
Aus dem Amerikanischen von Erwin Magnus
Mit einem Nachwort und einer Zeittafel von Sebastian Domsch
ISBN-13: 978-3423138864

www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“
Jack London: „Lockruf des Goldes“

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

John Norman – Ghost Dance. Historischer Western

Geistertanz in Wounded Knee: zwei Weiße unter den Sioux

USA, im Jahr 1890: Die Sioux-Indianer tanzen, um den christlichen Messias zu rufen, der die Stämme vereinen soll. Der Messias soll die weißen Landräuber verjagen und die Prärie mit Büffeln bevölkern. Zu dieser Zeit wird Edward Chance, ein Mörder auf der Flucht, zum Blutsbruder der Sioux. Er lernt die alten Fertigkeiten und Kräfte, die der zivilisierte Mensch verloren hat. Doch als Mitglied der Sioux-Nationen (Oglala usw.) muss er sich beim Massaker von Wounded Knee den Maschinengewehren der US-Kavallerie stellen…
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Bernard Cornwell – Sharpes Feind (Sharpe 11)

Die Schlacht um Portugal: Sharpe in militärischer & amouröser Not

Winter 1812. Wellingtons Armee hat sich nach Portugal zurückgezogen, um das Frühjahr abzuwarten. Doch Ruhe ist nicht in Sicht, denn eine Bande von Deserteuren hat im Namen der britischen Armee fürchterliche Gräueltaten auf spanischem Boden begangen. Wellington gibt den Befehl, die Schurken aufzuspüren und zu bestrafen – eine Aufgabe für Richard Sharpe und seine Schützen. Als sie sich auf den Weg machen, ahnt Sharpe nicht, dass unter den Deserteuren auch sein erbittertster Feind ist: Sergeant Obadiah Hakeswill… (Verlagsinfo)

Der Autor

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Thiemeyer, Thomas – Nebra

Kaum jemand würde die kleine sächsische Stadt Nebra kennen, wäre dort nicht 1999 die nach dem Ort benannte „Himmelsscheibe von Nebra“ von Raubgräbern gefunden worden. Das rund 3600 Jahre alte Artefakt ist von unschätzbarem Wert, bereits seine Fundgeschichte ist ein Krimi. Über Mittelsmänner wurde die Scheibe illegal weiterverkauft, bis die Schweizer Polizei sie im Jahr 2002 bei einem fingierten Kauf sicherstellen und an das Land Sachsen-Anhalt zurückgeben konnte. Heute wird die Scheibe als Prunkstück im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle ausgestellt, von einem ungefähren Versicherungswert von 100 Millionen Euro wird gemunkelt.

Mittlerweile ist es eher ruhig geworden um die Himmelsscheibe, die gründlich untersucht wurde und zu zahlreichen Spekulationen verleitet hat. Denn die weltweit älteste Darstellung des Nachthimmels mit ihren Mond-, Sternen- und Sonnensymbolen, rund 200 Jahre älter als die ältesten bekannten ägyptischen, ist in ihrer Deutung nach wie vor umstritten und gibt den Archäologen Rätsel auf. Eine der faszinierendsten Theorien stammt von der an der Erforschung beteiligten Archäologin und Spezialistin für Religionen der Bronzezeit, Miranda Aldhouse-Green: Die Häufung religiöser Themenkreise wie Sonne, Sonnenwenden, Sonnenbarke und Mond sowie der Plejaden stelle eine Sammlung verschiedener europäischer (Anmerkung: Die Sonnenbarke steht eher in ägyptischer Tradition) religiöser Symbole dar und könnte einem europaweiten, komplexen Glaubenssystem angehören und eine heilige Botschaft repräsentieren.

Da man die Himmelsscheibe von ihrem Fundort am Mittelberg aus an dem ca. 85 Kilometer entfernten Berg Brocken im Harz justieren und so zur Beobachtung von Sommer- und Wintersonnenwenden nutzen kann, bot sich für den Autor Thomas Thiemeyer eine blendende Gelegenheit, ein archäologisches Rätsel mit einer geballten Ladung Mythologie und Abenteuer zu verbinden. Der Brocken ist bekannt für die Walpurgisnacht und Hexensabbat. Der christliche Versuch, das heidnische Beltanefest durch das Überstülpen eines christlichen Feiertags, eben den der heiligen Walburga, zu assimilieren und in Vergessenheit zu bringen, war bis heute nicht völlig erfolgreich.

Hier setzt Thiemeyer an: Auch im Jahr 2008 gibt es den heidnischen Kult noch. Der ganze Harz ist auf den Beinen und bereitet sich auf eine groß angelegte Walpurgisnacht vor, ein großes Fest für den Tourismus und ein Gräuel und Frevel für die Sekte. Doch die Sterne stehen günstig, zudem wurde die fehlende Himmelsscheibe mittlerweile entdeckt. Mit ihrer Hilfe will man die Tore zur Hölle öffnen und strafende Dämonen entfesseln. Blitze, Hagel und Wetterleuchten rund um den Brocken sind nur der Anfang … Unfreiwillig im Mittelpunkt steht die aus Thiemeyers erstem Roman [„Medusa“ 482 bekannte Archäologin Hannah Peters, die zu diesem Zeitpunkt versucht, die Geheimnisse der Himmelsscheibe von Nebra zu lüften.

_Ein Riesenbrocken Spaß, Spannung, Mythologie, Archäologie und Abenteuer_

Thomas Thiemeyer (* 1963) studierte Kunst und Geologie in Köln und machte sich sowohl als Schriftsteller als auch Illustrator einen Namen. Das kommt auch der Gestaltung von „Nebra“ zugute, denn das Cover hat der Meister, wie bereits bei „Medusa“, „Reptilia“ und „Magma“, selbst gestaltet.

Schriftstellerisch hat Thiemeyer sich seit „Medusa“ kontinuierlich weiterentwickelt. Nebra liest sich noch flüssiger als „Magma“ und ist noch packender und faszinierender als seine Vorgänger. Wie er die reiche Kultur und Geschichte Deutschlands als Grundlage seines Romans nutzt, ist wirklich großartig. Wer hätte gedacht, dass man babylonische, ägyptische, britisch-bronzezeitliche und andere mythologische Elemente stimmig in den Harz verlegen kann? Der Prolog um vier Jugendliche, die sich während einer Klassenfahrt in eine Höhle im Brocken verirren, von einer Art Wolfsmenschen gefangen und in ein heidnisches Ritual als Opfer eingebunden werden, ist nur der Beginn eines Ideenfeuerwerks, das seinesgleichen sucht. Ich fühlte mich spontan an Michael Crichtons „Eaters of the Dead“ erinnert, beziehungsweise an die bekannte Verfilmung „Der 13te Krieger“ mit Antonio Banderas.

Interessant dürfte auch ein Vergleich mit Dan Brown und Ken Follett sein, die einen ähnlichen Stil pflegen, zumindest, was die Länge der Kapitel und Wechsel der Perspektive angeht. „Nebra“ unterteilt seine 507 Seiten in 57 Kapitel. Liegt das Geheimnis moderner Romane etwa auch in Kürze und Abwechslung? Wegen der gelungenen Kombination von Fiktion und Deutung archäologischer Hinweise kann „Nebra“ hier punkten, die Geschichte entwickelt sich im Schneeballsystem zu einer wahren Lawine. Ständig erfährt man etwas Neues, Faszinierendes. Gelegentlich kann ein aufmerksamer Leser sogar den Charakteren voraus sein und Fakten und Verdachtsmomente erfolgreich kombinieren, was mir sehr gut gefallen hat.

Eine meiner Lieblingsfiguren war der pensionierte Kommissar Pechstein, der ein guter Freund des Polizeipräsidenten ist und seine ehemalige „Schülerin“ und Nachfolgerin Ida Benrath bei aller Freundschaft mit seiner väterlich-bevormundenden Art doch gehörig nervt und die Ermittlungen teilweise auch eher behindert. Glaubhafte und interessante Nebencharaktere geben „Nebra“ noch eine Extraportion Würze. Leider trifft das nicht auf die Hauptfigur Hannah Peters zu. Eine schöne, intelligente und leider auch komplizierte Frau, die gelegentlich doch sehr naiv ist, mag an und für sich eine interessante Figur sein, doch scheint das Genre Abenteuerroman zwischen zwei Extremen zu pendeln. Entweder hat man charismatische Über-Figuren wie einen Indiana Jones oder relativ austauschbare Stichwortgeber und Rätselknacker à la Robert Langdon. Letzterer musste in „Sakrileg“ seine geliebte Vittoria aus „Illuminati“ für ihre Forschung an einem ominösen Schwarm wandernder Rochen vor der indonesischen Küste aufgeben, während Hannah Peters ihr Ex- oder Möchtegern-Freund John nach wie vor hinterherhechelt. Ob es nun Hannah Peters, David Astbury oder Ella Jordan sind, die in Thiemeyers Romanen agieren, der Hauptcharakter ist grundsätzlich ersetzbar, denn es ist stets die fabelhafte Geschichte selbst, die fasziniert.

_Fazit:_

„Nebra“ könnte bereits im Frühjahr der Roman des Jahres 2009 sein. So viel geballte und intelligente Unterhaltung scheint nur Thiemeyer in Serie produzieren zu können, und wieder einmal übertrifft er sich selbst. Dabei ist er abwechslungsreicher als Dan Brown, der stets dasselbe grundlegende Schema neu aufkocht. Das Mythologie/Archäologiespektakel am Brocken ist zudem aktueller und innovativer als ein zugegeben gelungener Neuaufguss längst bekannter Gralslegenden. Kurz gesagt, wer Dan Browns Romane mag, der muss Thiemeyers Romane lieben; ich persönlich halte sie, wie erwähnt, in vielerlei Hinsicht für noch besser.

Tipp: „Nebra“ kaufen, „Google Earth“ installieren und sich die Gegend um den Brocken und andere Handlungsschauplätze des Romans ansehen und zusätzlich zur Lektüre kredenzen. Hannah Peters ist, wie vermutlich der Autor des Romans auch, von dem Programm begeistert.

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_Mehr von Thomas Thiemeyer auf |Buchwurm.info|:_

[Interview mit Thomas Thiemeyer 03/07 – »Magma ist großes Kino«]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=74
[Interview mit Thomas Thiemeyer 09/04 – »Am liebsten male ich groß, fett und in Öl.«]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=25
[„Medusa“ 482
[„Reptilia“ 1615
[„Magma“ 3415
[„Magma“ 4796 (Hörbuch)

Philip José Farmer – Das dunkle Herz der Zeit. Ein TARZAN-Roman

Spannender Tarzan-Roman

Nachgereichte Fortsetzungen sind oft wenig erstklassig – nicht so diese gelungene Fortsetzung des Zyklus um Tarzan, den Affenmenschen!

Edgar Rice Burroughs, der Schöpfer des Affenmenschen Tarzan, konnte vor seinem Tod sein letztes Manuskript nicht mehr in einem Roman umsetzen. Statt seiner hat der amerikanische Fantasy- und Science-Fiction-Autor Philip José Farmer diese Aufgabe übernommen – mit Erfolg! Denn Farmer ist für diese Aufgabe prädestiniert: Mit „Lord Tyger“ und seinen Opar-Romanen hatte er bereits Tarzan-Romane geschrieben, die nicht die schlechtesten sind.

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Robert Knott: Robert B. Parker’s Bull River (Ein Cole-&-Hitch-Western)

Parker-Western Nr. 6: Teuflische Rache unter Brüdern

Die Marshals Virgil Cole und Everett Hitch liefern den mexikanischen Banditen „Captain“ Alejandro in San Cristóbal ab, wo er mutmaßlich zwei Männer erschossen hat. Da dort gerade ein Bankraub stattgefunden hat, bittet der Sheriff sie, ihm zu helfen. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf zwei Brüder, die Alejandro aus alten Tagen kennt. Als sie herausstellt, dass der Bankräuber gar nicht der ist, für den er sich ausgab und seine angebliche „Frau“ verschwunden ist, müssen sich die beiden Marshals ausgerechnet mit Alejandro zusammentun, um das geld, den Räuber und die Frau zu finden – sie ist die Tochter des Millionärs, dem fast die ganze Stadt gehört, und dementsprechend wertvoll …

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Robert B. Parker – Resolution (Cole & Hitch 2)

Zwei Gesetzeshüter drehen den Spieß um

Nach der blutigen Auseinandersetzung in Appaloosa landet Everett Hitch in Resolution, einer neuen Stadt im mittleren Westen. So neu, dass es wedern ein Gesetz noch einen Sheriff gibt. Hitch nimmt einen Job in Amos Wolfson’s Saloon als Friedenswächter an. Schnell macht er sich einen Ruf als beschützer der Ladies, die im Hinterzimmer arbeiten, und als Mann, der furchtlos vor den Vollstreckern der O’Malley Mine ist.

Die Situation verschärft sich, als O’Malley die lockere Koalition der Viehzüchter bedroht und beginnt, die Unternehmen der Stadt aufzukaufen. Cole kommt in die Stadt und plötzlich finden sich die beiden Freunde mitten in einem Krieg zwischen O’Malley Männern und den Viehzüchtern wieder… (Verlagsinfo)

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Chris Bradford – Samurai, Band 9: Die Rückkehr des Kriegers

Inhalt:
*** Das langersehnte Finale der Bestseller-Reihe von Chris Bradford! *** Ein junger Engländer. Gestrandet in Japan. Ausgebildet zum Samurai. Bereit für den Kampf seines Lebens. Jack hat es geschafft: Er ist den Samurai des Shoguns entkommen und segelt auf einem Schiff Richtung Heimat. In seiner Begleitung: die tapfere Samurai-Kämpferin Akiko und der schlaue Mönch Yori. Doch als die Freunde London erreichen, werden sie alles andere als freundlich empfangen. Und nicht nur das: Ein dunkler Schatten ist ihnen aus Japan gefolgt … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nach über fünf Jahren hat das Warten endlich ein Ende und die Samurai-Reihe von Chris Bradford ist abgeschlossen. Und das mit Bravour!

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Simon Scarrow – Die Beute des Adlers (Rom 5)

Militär-Action: Das Schlachtfeld im Sumpf

Sommer 44 n.Chr.: Die Eroberung Britanniens durch die Römer verläuft nicht mehr nach Plan. Der gegnerische Feldherr Caratacus ist dazu übergegangen, die wichtigen römischen Versorgungswege zu unterbrechen. Die Zenturios Macro und Cato sind kriegsmüde. Bei der entscheidenden Schlacht gerät die Legion, in der sie dienen, in eine Falle, die ihnen der gegnerische Feldherr Caratacus gestellt hat.

Erzürnt über diese bittere Niederlage verbannt der jähzornige General Plautius die beteiligten Soldaten. Macro und Cato müssen ihren schwersten Kampf führen: um ihr Leben – und ihre Ehre. (teilweise Verlagsinfo)

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Samantha Cristoforetti – Die lange Reise


Worum gehts?

Die junge Italienerin hat das erlebt, was für den weitaus größten Teil der Menschen nur eine vage Vorstellung bleibt. Sie hat 200 Tage auf der internationalen Raumstation ISS verbracht. Die Abwesenheitsnotiz ihrer langen Reise lautete schlicht „Ich bin für eine Weile nicht auf dem Planeten“. Dieses Buch schildert nicht nur ihre Zeit im Weltraum, sondern auch der Weg dorthin, mitsamt Aufnahmetest, Trainingseinheiten, etc.. Die sympathische Frau inspiriert durch ihre Beharrlichkeit und sich somit nicht vom erträumten Weg abbringen zu lassen.

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Simon Scarrow – Die Brüder des Adlers (ROM-Serie 4)

Militär-Action: Die Römer in Bedrängnis

Sommer 44 n.Chr.: Die Eroberung Britanniens durch die Römer verläuft nicht mehr nach Plan. Der gegnerische Feldherr Caratacus ist dazu übergegangen, die wichtigen römischen Versorgungswege zu unterbrechen. Die Zenturios Macro und Cato sind in Calleva stationiert und werden beauftragt, eine einheimische Hilfstruppe aufzustellen und zum Kampf auszubilden. Dabei müssen sie sich mit grausigen Gepflogenheiten der keltischen Krieger anfreunden.

Nicht genug damit, dass der greise König der Atrebates in Calleva, Verica, von Thronrivalen bedroht wird, kommt nun auch noch aus dem Hauptquartier des Generals ein ehrgeiziger Tribun. Dieser droht nicht nur Macro und Cato, sondern auch noch dem König höchstpersönlich: Sollte Verica von Rom abfallen, droht seinem Reich die Annexion als römische Provinz. Das trägt nicht gerade zur Beruhigung der Lage bei. Auf einer Jagdpartie kommt es daher zu dramatischen Ereignissen…
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Bernard Cornwell – Der Flammenträger (Uhtred-Saga 10)

Der lange Weg nach Bebbanburg

England im 10. Jahrhundert. Der große Krieger Uhtred ist dicht davor, seinen Stammsitz Bebbanburg zurückzuerobern, den ihm sein Onkel geraubt hat. Doch der Frieden in Northumbrien ist brüchig und Uhtred laviert sich zwischen den anrückenden Westsachsen und den einfallenden Schotten hindurch, um den fast schon christianisierten Dänen von York beizustehen – und doch sein Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Da begegnet er dem „verrückten Bischof“ und erkennt eine einzigartige Gelegenheit…
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Michael Crichton – Dragon Teeth

Zwischen Jurassic Park und Wildwest

Im Jahre 1876 begeben sich die zwei verfeindeten Paläontologen Marsh und Cope auf Expeditionen in den Westen, um die Fossilien von Dinosauriern zu suchen. Zwischen Indianern und Gesetzlosen versuchen sie Knochen zu finden, auszugraben und in den Osten abzutransportieren.

Um eine Wette zu gewinnen, nimmt der 18-jährige Student William Johnson erst an Marshs Expedition teil, dann an der von Cope, so dass er viele Vergleiche anstellen kann. Er soll als Fotograf dienen – und muss dafür erst einmal einen Schnellkurs belegen. Doch seine Kunst erweist sich als willkommen, als man tatsächlich auf Saurierzähne stößt. Doch sie sind derart groß, dass sie von einem Wesen stammen müssen, das man sich kaum vorstellen kann. Cope nennt es „Brontosaurus“.

Um diese „Drachenzähne“ für die Nachwelt zu sichern, begibt sich William mitten ins Territorium der kriegerischen Sioux, die gerade General Custer besiegt haben, und an einen Ort mit dem unheilvollen Namen Deadwood Gulch…
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Clive Cussler – Akte Atlantis [Dirk Pitt 15]

Endlich wird Atlantis (wieder-) entdeckt, aber leider beanspruchen Hitler-Klone und ihre Schergen die dort gebunkerten Schätze; ein Fall für Dirk Pitt, der dem braunen Pack mit Mut und unter Einsatz von Hightech ordentlich einheizt … – Der 15. Band der Pitt-Serie leidet unter einem überfrachteten Plot und kontraproduktiv grotesken Schurken, kann aber wenigstens als Unterwasser-Abenteuer Boden wettmachen: ganz sicher kein Höhepunkt der Serie, aber als Lesefutter verwertbar.
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